a Ich weiss eine
Farbe, der bin ich so hold,
a die achte ich höher
als Silber und Gold;
b die trag' ich so
gerne um Stirn und Gewand,
b und habe sie Farbe
der Wahrheit genannt.
c Wohl reizet die
Rose mit sanfter Gewalt;
c doch bald ist
verblichen die süsse Gestalt:
d drum ward sie zur
Blume der Liebe geweiht;
d bald schwindet ihr
Zauber vom Hauche der Zeit.
e Die Bläue des
Himmels strahlt herrlich und mild;
e drum gab man der
Treue dies freundliche Bild.
f Doch trübet manch
Wölkchen den Äther so rein;
f so schleichen beim
Treuen oft Sorgen sich ein.
g Die Farbe des
Schnees, so strahlend und licht,
g heisst Farbe der
Unschuld; doch dauert sie nicht.
h Bald ist es
verdunkelt, das blendende Kleid,
h so trüben auch
Unschuld Verleumdung und Neid.
i Und Frühlings, von
schmeichelnden Lüften entbrannt,
i trägt Wäldchen und
Wiese der Hoffnung Gewand.
j Bald welken die
Blätter und sinken hinab:
j so sinkt oft der
Hoffnungen liebste in's Grab.
k Nur Wahrheit bleibt
ewig, und wandelt sich nicht:
k sie flammt wie der
Sonne allleuchtendes Licht.
l Ihr hab' ich mich
ewig zu eigen geweiht.
l Wohl dem, der ihr
blitzendes Auge nicht scheut!
m Warum ich, so fragt
ihr, der Farbe so hold,
m den heiligen Namen
der Wahrheit gezollt? -
n Weil flammender
Schimmer von ihr sich ergiesst,
n und ruhige Dauer
sie schützend umschliesst.
o Ihr schadet der
nässende Regenguss nicht,
o noch bleicht sie
der Sonne verzehrendes Licht:
p drum trag' ich so
gern sie um Stirn und Gewand,
p Und habe sie Farbe
der Wahrheit genannt.
Sophie Mereau-Brentano, 1796
Sophie Mereau-Brentano gehört zusammen mit
Karoline von Günderrode zu den Frauen der Romantik. Als Dichterin,
Herausgeberin und Übersetzerin war sie so erfolgreich, dass sie eine Zeit lang
von ihrer Arbeit leben konnte – eine Ausnahme in dieser Zeit.
Das Gedicht Feuerfarb besteht aus acht Strophen mit je vier Versen. Das Metrum ist regelmässig; 4-hebige Daktylen, die bewegend wirken und männliche Kadenzen. Die harmonischen Paarreime stellen eine schlichte Ausdrucksform dar und beim Lesen ergibt sich ein ganz bestimmter Rhythmus.
Die flammende Wahrheit
Die Wahrheit spielt die zentrale Rolle in
diesem Gedicht. Sophie Mereau-Brentano assoziiert die Wahrheit mit der Farbe
feuerfarben. Die strahlende und
brennende Wärme dieser Farbe des Feuers
schmerzt und zerstört - und wärmt und schützt zugleich, es ist und ist doch
nicht greifbar. Die Wahrheit ist kostbarer als die wertvollen Farben Gold und
Silber (Vers 2). Die Farbsymbolik kommt auch in Strophe 4 vor; Farbe Weiss (Reinheit und
Unschuld), doch die Unschuld ist nicht beständig.
Das Gedicht beinhaltet einen Kehrreim (Strophe
1, Vers 3/4 und Strophe 8, Vers 3/4), die Farbe der Wahrheit ist das Anfang und
das Ende des Gedichts, was zeigt dass die Wahrheit immer da ist, egal was in
der Zwischenzeit geschieht. Sie ist das immerwährende Feuer und leuchtet zu
jeder Jahreszeit; unlöschbar. Die Wahrheit
ist mit Freiheit und Liebe verbunden, für Mereau braucht es beides. Sie empfand
die Wahrheit immer wenn sie in der Natur war, diese übermittelte ihr ein Gefühl
der Wahrhaftigkeit. In der Natur kann sich der Mensch selbst finden und auch
die eigene Wahrheit entschleiern.
(Bild folgt)
Hallo Dragon Fly
AntwortenLöschenZunächst - du hast eine schöne Darstellung für deine Blog gewählt. Die Gedichte analysierst du sowohl formal als auch inhaltlich gut und verständlich.
Nebenbei hast du ja erwähnt, dass du Bilder dazu zeichnen möchtest. Bin gespannt wie sie aussehen :)
Hey Daydreamer
AntwortenLöschenVielen Dank für deinen Kommentar und dein Kompliment. Ich hoffe, dass ich es schaffe zu jedem Gedicht etwas zu zeichnen/malen. LG
Kommt zu dem Gedicht noch eine Zeichnung
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